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25: Mit nonverbaler Kommunikation den Erfrolg in der Erwachsenenbildung verbessern

In der Bildung, insbesondere in der Beruf- und Erwachsenenbildung, geht es nicht nur darum, was wir sagen, sondern auch darum, wie wir es sagen. Dabei spielt die Körpersprache – ein wesentlicher Aspekt der nonverbalen Kommunikation – eine entscheidende Rolle.

Paul Watzlawick, ein angesehener Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut, prägte einst den Satz: „Man kann nicht nicht kommunizieren”. Unser Körper sendet ständig Signale aus, ob wir sprechen oder nicht. In diesem Blogbeitrag erkläre ich, wie wir diese nonverbalen Signale im Kontext der Erwachsenenbildung besser verstehen und nutzen können.

Podcastfolge Nr. 28 mit Christian Bernhardt bei Education Minds – Didaktische Reduktion und Erwachsenenbildung zum Thema Wertschätzung und Körpersprache im Training

Nonverbale Kommunikation: Eine vielschichtige Form des Ausdrucks

Die nonverbale Kommunikation ist ein weit gefasster Begriff und umfasst alle Arten von Signalen, die wir in der menschlichen Kommunikation verwenden und die nicht zur Sprache gehören. Diese können Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt und Gesichtsausdruck einschließen, aber auch Elemente wie Geruch, Kleidung und Accessoires umfassen. Diese Signale können Sprechaktivitäten ersetzen, ergänzen, verdeutlichen und gliedern. Sie können über motorische Kanäle (z.B. Mimik und Gestik), physiochemische Kanäle (z.B. Geruchssinn) und ökologische Kanäle (z.B. persönliches Auftreten) gesendet und empfangen werden.

Körpersprache in Trainings und Lernsituationen: Mehr als nur Worte

Die Körpersprache ist ein spezifischer Aspekt der nonverbalen Kommunikation und konzentriert sich auf Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt und Gesichtsausdruck. In der Berufs- und Erwachsenenbildung kann sie eine entscheidende Rolle spielen, da sie dazu beiträgt, eine positive Lernumgebung zu schaffen, das Engagement der Lernenden zu steigern und die Effektivität des Unterrichts zu verbessern. Eine erfahrene Kursleiterin kann durch das Lesen der Körpersprache der Teilnehmenden besser auf ihre Bedürfnisse und Emotionen eingehen, mögliche Missverständnisse ausräumen und einen effektiveren, individuelleren Lernprozess gestalten.

Die fünf zentralen Elemente der Körpersprache

  1. Gesichtsausdruck: Unser Gesicht ist oft der erste Anhaltspunkt für unsere Gefühle und Emotionen. Ein Lächeln kann Vertrauen und Offenheit signalisieren, während Stirnrunzeln oder zusammengekniffene Augen Unsicherheit oder Skepsis zeigen können.
  2. Augenkontakt: Augenkontakt kann Interesse, Aufmerksamkeit und Respekt signalisieren. Es ist ein wesentliches Element der Interaktion und Kommunikation im Unterricht.
  3. Gestik: Unsere Hände und Arme können eine Vielzahl von Informationen übermitteln. Sie können das gesprochene Wort verstärken, Emotionen ausdrücken oder sogar eine komplett eigenständige Botschaft vermitteln.
  4. Körperhaltung: Unsere Körperhaltung kann viel über unser Selbstbild und unsere Einstellung zum Lernprozess aussagen. Eine aufrechte Haltung kann Selbstvertrauen und Engagement signalisieren, während eine zurückgelehnte oder gekrümmte Haltung Desinteresse oder Unsicherheit anzeigen kann.
  5. Raumnutzung: Die Art und Weise, wie wir den uns zur Verfügung stehenden Raum nutzen, kann unsere Beziehung zu anderen und unsere Rolle in der Gruppe widerspiegeln. Eine Kursleiterin, die den Raum aktiv nutzt, kann Dynamik und Engagement signalisieren.

Körpersprache effektiv einsetzen

Um die Körpersprache effektiv in der Erwachsenenbildung einzusetzen, ist es wichtig, auf die Signale der Lernenden zu achten und sie richtig zu interpretieren. Hier sind einige Tipps, um dies zu erreichen:

  • Bewusstsein schaffen: Sei dir deiner eigenen Körpersprache bewusst und wie sie von den Lernenden wahrgenommen werden könnte.
  • Aktives Zuhören: Zeige durch Blickkontakt und aufmerksame Körperhaltung, dass du den Beiträgen der Lernenden Aufmerksamkeit schenkst.
  • Positive Körpersprache fördern: Ermutige positive nonverbale Signale, indem du selbst ein Beispiel setzt.

TED-Talk: Benjamin Zander, Dirigent des Boston Philharmonie Orchestra, über Musik und Leidenschaft bei einer Präsentation vor Lehrkräften

Blickkontakt – eine direkte Verbindung zum Gegenüber herstellen

Das vierte Element, der wir uns zuwenden, ist der Blickkontakt, welcher als eine essentielle Brücke zwischen dir und deinen Lernenden dient. Unabhängig davon, ob du ein Einzelgespräch führst, eine kleine Gruppe leitest oder vor einem größeren Publikum stehst, ist der Blickkontakt der Schlüssel, um deine Botschaft erfolgreich zu vermitteln. Durch direkten Blickkontakt -zumindest im europäischen Kulturkreis fühlen sich deine Zuhörer:innen nicht nur angesprochen, sondern vor allem gesehen und wertgeschätzt.

Wenn du mit der Intention in ein Gespräch gehst, wirklich mit JEMANDEM zu sprechen und dich für deine eigenen Worte sowie die deines Gegenübers zu interessieren, dann wirst du ganz natürlich Blickkontakt aufbauen. Diese aufmerksame Haltung ist nicht nur wichtig, wenn du sprichst, sondern auch, wenn du zuhörst. Doch was, wenn du eher introvertiert bist und es als Herausforderung siehst, den Menschen direkt in die Augen zu schauen? Hier ist ein kleiner Trick: Verschiebe deinen Fokus weg von dir und hin zu deinem Gegenüber. Sei neugierig auf das, was er oder sie zu erzählen hat, und zeige Interesse an der Person selbst. Dadurch wird der Blickkontakt weniger einschüchternd und mehr zu einem Instrument des Austauschs und der Verbindung.

Modell mit Kreisdarstellung zu verschiedenen Aspekte der nonverbalen Kommunikation

Die Körpersprache, erklärt Eunson (1990, S.124f.), deckt verschiedene Bereiche unserer Kommunikation ab. Sie umfasst neben Körperbau und -form auch Kopf, Stimme, Augen, Gesichtsausdruck und Geruch. Dazu kommen Gestik (Zone 3), Körperhaltung (Zone 4), Orientierung, also die Ausrichtung unseres Körpers im Raum (Zone 5), und Berührung (Zone 6). Darüber hinaus beinhaltet sie Elemente wie Kleidung und Schmuck (Zone 7), persönlicher Raum oder “Hoheitsgebiet” (Zone 8), sowie Umgebung (Zone 9).

In dieser Darstellung sind Geschmack und Gehör in Zone 2 nicht einbezogen. Mallandro und Barker (1983) berücksichtigen hingegen Geschmack als einen Aspekt des kommunikativen Verhaltens, doch in diesem Kontext bleibt er unberücksichtigt. Die Annahme ist, dass wir – nach unserem aktuellen Verständnis – nicht aktiv mit dem Geschmack kommunizieren. Wir erleben ihn eher passiv und dasselbe gilt für das Hören.

Außerdem ist es sinnvoll, dass der Tastsinn separat von den anderen Sinnen behandelt wird und auch getrennt von der Gestik. Gesten werden hier als markante und/oder betonende Bewegungen der Gliedmaßen definiert, die nicht das Berühren anderer einschließen (obwohl Selbstberührungen möglich sind). Und die Orientierung – der Winkel, in dem wir anderen Menschen gegenübertreten – wird sowohl von der Gestik als auch vom persönlichen Raum separat betrachtet.

Die nonverbale Kommunikation umfasst in der Regel mehrere oder alle dieser Zonen gleichzeitig – sie ist nicht auf eng umgrenzte kleine Kategorien beschränkt. Sie ist ein facettenreicher und vielschichtiger Aspekt unserer Interaktionen.

Abb. 1 Modell der nonverbalen Kommunikation, von der Struktur unseres innersten Selbst bis zu unseren Beziehungen mit anderen und der äußeren Welt (Eunson 1990, S.124f.)

Fazit: Körpersprache – Ein Schlüssel für erfolgreiche Kommunikation

In der Erwachsenenbildung ist die Fähigkeit, nonverbale Signale zu lesen und darauf zu reagieren, ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Eine bewusste Nutzung der Körpersprache kann das Engagement der Lernenden steigern, die Kommunikation verbessern und den Lernprozess bereichern. Es lohnt sich also, ein Auge auf diese oft übersehene Aspekt des Unterrichts zu werfen und seine Fähigkeiten in diesem Bereich zu schärfen. Denn wie Paul Watzlawick sagte: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ – machen wir es also professioneller!

Ressourcen:

Podcastfolge Nr. 28 mit Christian Bernhardt bei Education Minds – Didaktische Reduktion und Erwachsenenbildung zum Thema Wertschätzung und Körpersprache im Training: https://open.spotify.com/episode/0KB2fPjuaMqW33QmBwOyjY?si=7mfL3OqpSj2SLENkkayv2w

-Fachbuch Christian Bernhardt “Nonverbalen Kommunikation im Recruiting – Wie Sie passende Bewerber erkennen und für Ihr Unternehmen gewinnen”, Springer 2019

-TED-Talk Benjamin Zander über Musik und Leidenschaft. Dieser Talk wurde bisher von über 16 Mio. Menschen angesehen und zeigt den Dirigenten des Boston Philharmonic Orchestra bei einer Präsentation mit US-Lehrkräften. https://www.ted.com/talks/benjamin_zander_the_transformative_power_of_classical_music?language=de

2 thoughts on “25: Mit nonverbaler Kommunikation den Erfrolg in der Erwachsenenbildung verbessern”

  1. Lieber Yvo Wüest,

    ich bin sehr beeindruckt von deinem lesenswerten Beitrag über die nonverbale Kommunikation in der Erwachsenenbildung. Deine Betonung auf die Vielschichtigkeit und den Einfluss der Körpersprache auf das Lernumfeld und den Lernprozess ist äußerst aufschlussreich. Besonders die fünf zentralen Elemente der Körpersprache, die du herausgearbeitet hast, finde ich präzise und hilfreich.

    Ich hatte kürzlich das Vergnügen, die Podcastfolge Nr. 28 mit Christian Bernhardt bei “Education Minds” zu hören, in der es um didaktische Reduktion und die Rolle von Wertschätzung und Körpersprache im Training ging.

    Dein Artikel hat viele Aspekte dieses Gesprächs vertieft und ergänzt. Es ist erfrischend, solch fundierte Informationen zu diesem Thema zu lesen, das oft unterschätzt wird, obwohl es so entscheidend für den Bildungserfolg ist.

    Vielen Dank für das Teilen deiner Expertise!

    Beste Grüße aus Köln, Rainer F.

    1. Danke für diese wertschätzende Rückmeldung zu diesem Blogbeitrag über nonverbalen Kommunikation Herr F. Wir planen in Zukunft immer wieder die unterschiedlichen Vorteile von Blogbeiträgen und Podcastepisoden in ein sinnvolles Wechselspiel zu bringen. Entsprechend können Sie noch öfters im Nachgang zu einer Podcastfolge mit einem vertiefenden Blogbeitrag bei Education Minds rechnen.

      Gerne biete ich Ihnen auch an, sich mit mir auf LinkedIn zu vernetzen und sich dort der aktiven und lebendigen Fachgruppe #DidaktischeReduktion anzuschliessen.
      Hier der Link zur Fachgruppe:

      https://www.linkedin.com/groups/12140180/

      Alles Gute aus der Schweiz, Yvo Wüest

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